Nicole Seifert: “einige Herren sagten etwas dazu”

Rezension von Christiane Hoffmeister in der Kategorie Buchtipps

Es gibt sie, die Bücher, die mich sprachlos machen.
Manchmal, weil sie so nahe gehen und manchmal auch, weil sie mich wütend machen. So wie in dem neuen Buch von Nicole Seifert “einige Herren sagten etwas dazu”. Die Gruppe 47 ist Ihnen vielleicht ein Begriff. 1947 gegründet, sollte sie deutschen Autoren und Autorinnen die Möglichkeit geben, ihre Texte vor Publikum vorzutragen. Hans Werner Richter war es, der jedes Jahr zum Treffen einlud. Hier stellten die Autor*innen ihre Texte vor und stellten sich der Kritik. Und bei Kritik ist ganz klar die Literaturkritik gemeint. Die Auseinandersetzung mit den Texten, dem Stil, die Form. Bei den Herren funktionierte das auch, nur bei den Frauen leider nicht. Bei ihnen wurde auch das Aussehen und Verhalten kritisiert. Der Text ganz häufig lapidar abgetan. So ist es kein Wunder, dass viele der Autorinnen in Vergessenheit geraten sind. Böll, Grass, Jens, Enzensberger, die fallen mir sofort ein, bei den Frauen muss ich doch sehr überlegen. Und so macht mich dieses Buch nicht nur wütend, ich bin auch dankbar. Denn Nicole Seifert stellt hier ganz klar die Frauen in den Vordergrund und holt sie aus ihrer Vergessenheit hervor. Bachmann, Drewitz, Aichinger, Rehmann, Plessen, Wohmann, um nur mal ein paar zu nennen. Sie kommen in diesem Buch zu Wort. Es ist mal wieder ein Augenöffner, das Lust auf die Werke dieser Frauen macht und Literaturgeschichte neu schreibt.
Am 27. September 2024 haben Sie die Möglichkeit, Nicole Seifert live bei uns zu erleben.

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