Necati Öziri: Vatermal

Rezension von Carola Nikschick in der Kategorie Buchtipps

„Erzählen ist wie Wasser, Metin, einmal unterwegs, findet es seinen Weg von selbst.“

und genauso fließend erzählt Necati Öziri seine Geschichte von Arda, der ohne Vater aufgewachsen ist, von einer Mutter, die ihre verlorenen Träume und ihre Einsamkeit mit Alkohol betäubt und von einer Schwester, die weggehen musste, um ihren eigenen Weg zu finden.

„… dass wir alle auf dieser Welt nur beschissene Gastarbeiter sind, und das Einzige, was du tun kannst, ist, aufstehen und das Leben suchen, solange du noch kannst.“

Necati Öziri erzählt mit Sätzen, die sich auf ganz besondere Weise einprägen und unvergesslich machen, die mitreißen und nachdenklich stimmen, die im Kopf herumwirbeln und dann im Herzen bleiben. “Vatermal”, die Geschichte einer türkischen Einwandererfamilie, die mit Verlust und Verletzungen, Traumata und Demütigungen, zerbrochenen Träumen, Ausgrenzung und Armut zu kämpfen hat. Von Frauen und Männern, Müttern und Töchtern, Vätern und Söhnen, deren Leben geprägt ist durch politische und gesellschaftliche Umstände, die auf der Suche nach der eigenen Identität und ihrem Platz im Leben, der Familie und der Gesellschaft sind. Einen Platz in dieser Welt.
Eine Auseinandersetzung mit dem, was Familie ausmacht, was sie trägt und wie sie jeden Einzelnen prägt.

Eigentlich möchte ich über den Inhalt gar nichts erzählen. Überall kann man alles darüber lesen, aber ich wünsche mir, dass ihr dieses Buch aufschlagt und Arda, Ümran, Aylin und Metin begegnet und ihnen zuhört.

In einer lebendigen Sprache zeichnet Necati Öziri seine Figuren, gibt ihnen den nötigen Raum, jedem eine eigene Stimme und durch seine verschiedenen Erzählperspektiven schenkt er uns einen kleinen, aber sehr intensiven Einblick in das Leben einer Einwandererfamilie, die zu Deutschland gehört!

“Vatermal” ist eine dieser Geschichte, die zu meinen Highlights zählen.

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