Milena Michiko FlaSar: Oben Erde, unten Himmel

Rezension von Carola Nikschick in der Kategorie Buchtipps

Zusammen ist man weniger allein.

„Ich war gerne allein. Und eigentlich hat sich daran auch nichts geändert. Nach wie vor bin ich kein Mensch, der viel Gesellschaft um sich braucht. Anders als früher brauche ich jedoch welche, und die Erkenntnis, dass dem so ist, hat meinem Leben eine neue Richtung gegeben.“

Die 25-jährige Suzu lebt allein und sehr zurückgezogen in einer japanischen Großstadt, lediglich ihr Hamster Punsuke für den sie sogar eine Zeitschaltuhr installiert hat, wartet auf sie. Sie hat kaum Kontakt zu anderen Menschen und die Versuche, auf Datingportalen einen Partner zu finden, sind auch nicht von Erfolg gekrönt. Und eigentlich wollte sie studieren, aber das lief alles anders als gedacht. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist anstrengend, die hätten es gern, wenn sie studiert, geheiratet und eine Familie gegründet hätte. Dann verliert sie auch noch ihren Aushilfsjob als Kellnerin, weil ihr Chef meint, ihr fehle es an Liebreiz und Charme. Nur der Gedanke, das sie und Punsuke den Hungertod sterben und als Gerippe gefunden werden, von diesen Fällen hatte sie gerade erst gelesen, lässt sie nach einem neuen Job suchen.

“Kodokushi” – der einsame Tod – einsames Sterben, ein Begriff, der in den 1980er Jahren in Japan geprägt wurde. Menschen leben vereinsamt und sterben allein, werden lange, oft sehr lange nicht gefunden und wenn, dann…braucht es eine spezielle Reinigungsfirma.

Und in einer Reinigungsfirma, die auf Kodokushi-Fälle spezialisiert ist, findet Suzu einen neuen Job und nicht nur das. Ihr Chef, Herr Sakai lehrt seinem Team Respekt und Achtsamkeit im Umgang mit den Verstorbenen und ihren letzten Dingen. Er ist streng, aber auf besondere Weise auch fürsorglich, wenn er zum Beispiel dafür sorgt, dass sie gemeinsam ein Picknick zum Kirchblütenfest veranstalten und sie auffordert, sich für ihre Nachbarschaft zu interessieren. Die Arbeit, die Kollegen und ihr Chef, das Miteinander, stellen Suzus Leben behutsam auf den Kopf.
Liebevoll zeichnet Milena Michiko Flasar ihre Charaktere und erzählt intensiv und mit feinem Humor von den wichtigen Dingen im Leben. Der Würde des Menschen, dem respektvollem Umgang mit dem Tod und dem achtsamen Miteinander.
Kodokushi ist kein japanisches Phänomen.
Eine ganz besondere Leseempfehlung!

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