„Marschlande“ von Jarka Kubsova reiht sich ganz wunderbar in meine Lieblingsbücher ein, hat mich diese Geschichte doch gleich mit dem ersten Satz begeistert und bis zum letzten Satz des Nachworts gefesselt!
„Den Scheiterhaufen zu errichten, dauerte länger als gewöhnlich. Ganze zwei Tage hatten die Männer daran gearbeitet. Dort in den Marschlanden lag das Dorf, aus dem die Hexe kam.“
So beginnt Jarka Kubsova ihre fiktionale Erzählung, die auf der wahren Geschichte Abelke Blekens basiert.
Abelke Bleken, lebte vor 440 Jahren in den Hamburger Marschlanden. Sie führte selbstständig und allein einen großen Hof, der auch auf ihren Namen eingetragen war. Das passte den Männern nicht. Als es durch die verheerende Allerheiligenflut 1570 zum Deichbruch auf ihrem Land kam und sie nicht in der Lage war, diesen ohne Hilfe zu reparieren, wurde sie kurzerhand enteignet. „Denn wer seine Deichpflicht nicht erfüllt, der verliert es.“ Zornig und wütend über das Unrecht, hilflos und alleingelassen verlässt sie ihren Hof. Von den Dorfbewohnern denunziert, wurde sie schließlich der Hexerei bezichtigt und verurteilt.
500 Jahr später zieht Britta Stöver mit Mann und Kindern in ebendiesen Ort in ein Haus, das die Dorfbewohner den Eispalast nennen. Britta hat für die Familie ihre Arbeit als Geografin aufgegeben, hält ihren Mann den Rücken frei, hat auf ein eigenständiges Leben verzichtet. Und hier auf dem Land, da fühlt sie sich fremd und nicht wirklich wohl. Als sie bei ihren Spaziergängen auf ein Straßenschild mit dem Namen Abelke Bleken stößt, beginnt sie zu recherchieren und damit verändert sich auch der Blick auf ihr eigenes Leben.
„Ein Bild von Abelke tauchte plötzlich in ihr auf, sie sah eine Frau zwischen leeren Feldern, die Hand zur Faust geballt, die Faust erhoben, drohend. Der gefährlichste Moment für eine Frau ist, wenn sie sich wehrt. Was folgte daraus? Dass man sich nicht wehren durfte?“
Jarka Kubsova verbindet die Geschichte zweier Frauen, die durch 500 Jahre Geschichte getrennt sind, aber deren Leben durch den Wunsch nach Unabhängigkeit verbunden ist.
Ein mitreißender Roman, der historische Fakten und Fiktion zu einer spannenden Geschichte verwebt und das in einer wunderbaren und bildhaften Sprache.
Besonders begeistert haben mich die historischen Hintergründe, die Geschichte der Marschlande, die Beschreibung der Landschaft und das Leben der Menschen.
Ich würde gerne noch ganz viel erzählen und euch vorschwärmen, aber dann entgeht euch ein großartiges Lesevergnügen!