Caroline Peters: Ein anderes Leben

Rezension von Carola Nikschick in der Kategorie Buchtipps

Es war erst das Cover, in das ich mich verliebt habe, ich liebe Seifenblasen, und dann die Neugier auf das Romandebüt von Caroline Peters, eine Schauspielerin, die ich sehr mag.
Und dann der erste Satz…
„Heute ist die Beerdigung meines Vaters, und für mich ist es die Auferstehung meiner Mutter.“
Gemeinsam mit ihrer etwas zusammengewürfelten Familie, zwei Schwestern und deren Vätern steht die Ich-Erzählerin am Grab ihres Vaters, um Abschied zu nehmen, und doch sind es die Erinnerungen an die vor einigen Jahren verstorbene Mutter, die jetzt lebendig werden.
Hanna war eine temperamentvolle, wunderbare, aber auch komplizierte Frau. Eine Frau, die es liebte, alles anders zu machen als andere. Hanna, die als Kind mit ihren drei jüngeren Geschwistern und ihrer Mutter aus Schlesien fliehen musste. Die Slawistik und Germanistik studierte, die die Wahl eines falschen Wortes in Rage brachte, die Sonntagmorgen im Bett Sekt aus einer Porzellantasse trank und Puschkin und Dostojewski las und den großen Auftritt liebte. Hanna, die nacheinander ihre drei Studienfreunde heiratete, von jedem eine Tochter bekam, die mit gesellschaftlichen Konventionen so gar nichts anfangen konnte, genauso wie mit Haushalt und Kindererziehung. Hanna, die eines Tages nicht anders konnte, als auszubrechen und mit ihren Gedanken und Büchern in eine eigene Wohnung gezogen ist, in ein anderes Leben ohne Verpflichtungen für eine Familie.
Die Schwestern erinnern sich auf ganz unterschiedliche Weise, jede hat ihre eigene Sichtweise auf das Zusammenleben und Erlebte. Und wie Caroline Peters das erzählt, ist so wunderbar.
Humorvoll, klug, mit großem Einfühlungsvermögen und lebendig erzählt Caroline Peters von einer Frau, die sich nach einem selbstbestimmten Leben sehnte und diesen Schritt gegen alle gesellschaftlichen Konventionen gegangen ist. Sie blickt dabei liebevoll auf Hanna und ihre Töchter, auf das Aufwachsen in einer Patchwork-Familie, dem Erwachsenwerden, dem Abschiednehmen von den Eltern, dem sich verändernden Blick auf die Eltern, auf getroffenen Entscheidungen, die Kraft der Erinnerungen und dem Verzeihen.
„Ein anderes Leben“ ist ein wunderbares literarisches Debüt.

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