Annegret Liepold: „Unter Grund“

Rezension von Christiane Hoffmeister in der Kategorie Buchtipps

Buchcover Unter Grund

Wenn die Wahrheit ihr Verfallsdatum überschreitet…

…dann wird es irgendwann kompliziert. Franka, eine Referendarin an einer Münchner Schule, nimmt mit ihrer Klasse am NSU-Prozess teil. Als das Wort „Nazischlampe“ fällt wird sie so getriggert, dass sie den Saal verlassen muss. Doch warum? Selbst ihrer Mitbewohnerin Hannah kann sie es nicht erklären. Denn, wie gesagt, wer zu lange eine Lüge lebt, dem fällt der Weg zurück zu Wahrheit schwer. Franka tritt diesen Weg dennoch an und fährt in ihr kleines fränkisches Heimatdorf. Dort stellt sie sich ihren Erinnerungen. Aufgewachsen in einer scheinbaren Idylle, verliert sie früh ihren Vater. Und Leon, ihr einziger Freund, verliebt sich in ein anderes Mädchen. Sie fühlt sich allein, verlassen und enttäuscht. In dieser Phase lernt sie Patrick und Janna kennen. Sie fühlt sich von ihnen verstanden und in einer Gemeinschaft aufgenommen. So gerät sie nach und nach tiefer in die rechte Szene, der die beiden angehören. Das ganze Dorf schaut zu, wie sich die radikalen Kreise ausbreiten. Wenn sich die NPD im Wirtshaus trifft, scheint das niemanden zu stören. Was anfangs „nur“ Gedanken und dumme Sprüche sind, entwickelt sich schnell zu Taten. Franka schlägt zu, schändet den jüdischen Friedhof, und irgendwann steht ein Haus in Flammen.

Annegret Liepold liefert mit ihrem Roman „Unter Grund“ keine Entschuldigung, sondern vielmehr einen Erklärungsansatz. Er hat mich sehr beeindruckt und bestärkt mich in der Überzeugung, dass wir alle gemeinsam genauer hinsehen müssen.

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