Wenn mich jemand fragt, welches Buch sollte ich in diesem Jahr gelesen haben, dann sage ich, Anne Berest „Die Postkarte“ – unbedingt! – aus dem Französischen von Amelie Thoma und Michaela Meßner. Es ist eine Geschichte, die wie all die Bücher, die ich schon über den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus gelesen habe, für mich unvergesslich ist. Und in Anbetracht der politischen Entwicklungen auf der Welt, des wieder aufkommenden Antisemitismus, dürfen wir nicht vergessen, welches unvorstellbare Grauen diese Zeit über die Menschen gebracht hat.
2003 findet Anne Berests Mutter Lélia eine verstörende Postkarte, auf der lediglich vier Namen stehen – Ephraim, Emma, Noémi und Jacques Rabinovitch. Vier Menschen, die deportiert wurden und 1942 in Auschwitz gestorben sind. Adressiert an Myriam, Lélias Mutter, Annes Großmutter und die Einzige, der Familie Rabinovitch, die der Vernichtung entkam.
Erst Jahre später erzählt Lélia Anne die Geschichte ihrer Familie, zusammengesetzt aus Erinnerungsstücken und akribisch recherchierten Dokumenten, erfährt Anne so von der Flucht aus Russland, dem Leben in Lettland, Israel und Frankreich bis zu Deportation nach Auschwitz.
Und als wieder einige Jahre später Anne Berests Tochter Clara den Satz, „In der Schule mögen wir Juden nicht.“ zu hören bekommt, da packt sie eine innere Unruhe und sie erinnert sich an die Postkarte ohne Absender und macht sich erneut auf Spurensuche in die Vergangenheit ihrer Familie. Und als Anne Berest selbst auf einem Pessach Fest in eine Diskussion gerät, die sie damit konfrontiert, was es heißt, jüdisch zu sein und zu leben, steht es außer Frage, dass sie sich damit auseinandersetzen muss.
„Die Postkarte“, erzählt in einer klaren Sprache, die zutiefst berührende und bewegende Geschichte einer Familie, stellvertretend für Millionen von Schicksalen, die wir nicht vergessen dürfen.
Ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. Und eines meiner absoluten Highlights!