Dürfte ich mir hier etwas wünschen, dann, dass Sie alle “Die Unschuldigen in Nürnberg” von Seweyna Szamglewska lesen und an alle Menschen in Ihrer Umgebung weitergeben. Ich würde mir wünschen, dass wirklich alle dieses Buch lesen. Vielleicht etwas vermessen, gerade ihn diesen Zeiten, in denen wir Bilder sehen, die wir nie wieder sehen wollten. Vielleicht aber auch genau das richtige Buch. Denn wir sollten nie vergessen, was Krieg für die Menschen, die ihn erleben, bedeutet.
Seweryna Smaglewska wurde 1916 in Polen geboren. Bis zum Kriegsausbruch studierte sie Soziologie und wurde 1942 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. 1946 sagt sie als Zeugin im Nürnberger Prozess gegen die Kriegsverbrecher aus. Ihr Buch beginnt mit dem Flug in das Land der Verbrecher, der Mörder. Mehrmals müssen sie zwischenlanden und so kommen sie verspätet zum Prozessbeginn. Noch ist unklar, ob sie überhaupt aussagen dürfen, immer wieder wird ihr Auftritt verschoben. Doch dann ist es so weit und was wir dann lesen, das ist so unerträglich, dass man es kaum aushält. Sie steht vor den Tätern, die sich selbst für unschuldig halten. Ja, wissen wir alles, aber das macht es nicht weniger furchtbar. Wie sie die den Geruch des verbrannten Fleisches , den Ascheregen beschreibt, das treibt mir die Tränen in die Augen. Diese Aussagen sind belegt, man kann sie in den Prozessprotokollen nachlesen. Sie beschreibt aber auch die ausgelassenen Feiern der Alliierten, die nach den Prozesstagen im Grand Hotel stattfinden. Oder die heimatlosen Polen, die nicht mehr in ihr zerstörtes Land zurückkehren können. Diese Mischung aus Tatsachen und fast fiktionalem Schreiben macht das Buch zu einem eindringlichem Erinnerungswerk.
Wir werden die Geschehnisse nie wirklich nachempfinden können, weil wir es zum Glück nie erlebt haben. Was wir aber tun können, wir können gegen das Vergessen lesen.
Aus dem Polnischen übersetz von Marta Kijowska.
Seweryna Smaglewska: Die Unschuldigen in Nürnberg in unserem Shop aufrufen