Roisin O’Donnell: Nest

Rezension von Janina Buschmann in der Kategorie Buchtipps

Buchcover Nest

Um ihrem psychisch gewalttätigen Ehemann zu entkommen, trifft Ciara Fay eine folgenschwere Entscheidung: Als er kurz unter der Dusche ist, packt sie das Nötigste in eine Reisetasche, setzt ihre zwei Kinder ins Auto und verlässt ihn. Eigentlich will sie raus aus Irland, zu ihrer Mutter – aber ohne die Zustimmung des Vaters darf sie die Kinder nicht außer Landes bringen. Ohne viel Geld in der Tasche landet sie so im Sozialsystem. Sie bekommt ein winziges Hotelzimmer zur Verfügung gestellt, und von dort aus beginnt für Ciara der mühsame Kampf um ein besseres Leben für sich und ihre Kinder. Immer wieder stellt sie sich die Frage, ob sie das Richtige getan hat. Ob es denn wirklich so schlimm war. Geschlagen hat ihr Mann sie ja nie. Sie durfte nur nie Nein zu ihm sagen.
War nie gut genug, weder als Ehefrau noch als Mutter. Musste sich doch nur seinen Stimmungen anpassen, ihn glücklich halten, damit er nicht wieder ausrastete. Und was ist mit den Kindern? Darf sie ihnen den Kontakt zum Vater verwehren? Welches Recht hat sie, sie aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen und was kann sie ihnen ohne Geld und Job schon für ein Leben bieten?

Was eigentlich eine Befreiung sein sollte, wird für Ciara und ihre Kinder zur Zerreißprobe – Weggehen ist das eine, wirklich Wegbleiben etwas ganz anderes.

„Nest“ ist kein leichtes Buch. Man leidet sehr mit Ciara mit, möchte sie mal in den Arm nehmen, mal am liebsten schütteln, wenn sie sich selbst und ihre Entscheidung wieder und wieder infrage stellt. Gerade das macht „Nest“ aber so realistisch. Ciaras Entwicklung verläuft nicht geradlinig bergauf, immer wieder fällt sie in alte Verhaltensmuster zurück, muss sich immer wieder neu aufrappeln und braucht Menschen um sich herum, die ihr helfen. Mich hat „Nest“ sehr berührt und noch lange nachdenklich gemacht.

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