Genie und Wahnsinn liegen ganz häufig dicht beieinander.
Jaap Hollander ist im Bereich Gehirnchirurgie ein echtes Genie, aber ansonsten wahnsinnig unsympathisch. Ihn als notorischen Fremdgänger zu bezeichnen, ist noch harmlos und so muss man sein Verhältnis zu seiner Frau auch als mehr als abgekühlt bezeichnen. Gesichter von Menschen kann er sich nur merken, wenn er sie mit Hollywood Stars in Verbindung bringt. Sich selbst sah er als jungen Al Pacino, doch mittlerweile ist er nur noch ein „Alter Sack“. Zu seinen jüdischen Wurzeln hat er keine Verbindung und ist erstaunt, als seine 17-jährige Tochter Lea nach Israel reist, um diese für sich zu erkunden. Dort verschwindet Lea spurlos und ist auch noch zehn Jahre später nicht auffindbar. Ein schwerer Schlag für Jaap, der von da an jedes Jahr nach Israel fliegt, um seine Tochter zu finden. Dort bittet ihn ausgerechnet der israelische Ministerpräsident, eine gewagte Operation vorzunehmen. Noora, die Tochter des saudischen Prinzen, ist schwer erkrankt. Doch auf ihr ruhen alle Hoffnung. Sie ist vom saudischen Königshaus auserkoren, als erste Frau den Thron zu besteigen, die Gesellschaft zu reformieren und für die Gleichheit der Geschlechter zu sorgen.
Gelingt diese Operation, dann wäre Jaap, der unpolitische, nicht religiöse Mensch, sozusagen verantwortlich für den Fortschritt und könnte Frieden in der Region bringen. Das klingt im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch. Wäre es nicht schön, wenn der Frieden so einfach zu erreichen wäre? Doch Leon de Winter macht uns mit „Stadt der Hunde“ keinen Mut. Er macht uns nichts vor, denn wir alle wissen, wie die Realität aussieht. Ein aufwühlender, menschlicher und politischer Roman.
Aus dem Niederländischen von Stefanie Schäfer