Kim Hye-Jin: Die Tochter

Rezension von Janina Buschmann in der Kategorie Buchtipps

Dies ist die Geschichte einer Mutter-Tochter Beziehung. Seit Jahren sind beide distanziert und reden nur das Nötigste. Denn für die Mutter, aus deren Perspektive dieser Roman erzählt ist, gibt es ein riesiges Problem mit der Tochter: Sie führt seit Jahren eine Beziehung zu einer Frau. Und das ist für die sehr konservative, koreanische Mutter absolut unverständlich, abstoßend und noch dazu bodenlos peinlich. Was würden nur die Nachbarn sagen, wenn sie das wüssten? Als die Tochter dann wegen Geldschwierigkeiten gezwungen ist, mit ihrer Freundin bei der Mutter einzuziehen, spitzt sich der Konflikt unweigerlich immer weiter zu. Und obwohl sich in der Mutter ideologisch alles gegen den Lebensentwurf ihrer Tochter sträubt, kann sie nicht von ihrer Liebe zu ihrem Kind losreißen und beginnt den Versuch, ihre Tochter zu verstehen.

„Die Tochter“ nimmt uns mit in die Mitte der koreanischen Gesellschaft. Teilweise fällt es einem als Leser schwer, die verbohrten Ansichten der Mutter nachzuvollziehen. Man möchte sie manchmal schütteln, anschreien und auf ihre eigenen Widersprüche hinweisen. Trotzdem entwickeln wir mit der Zeit eine gewisse Empathie und Sympathie für diese Frau, die aus Liebe zu ihrer Tochter verzweifelt versucht, aus ihrer antiquierten Denkweise auszubrechen. Ein kluger, moderner Roman über die ganz alltäglichen familiären und gesellschaftlichen Probleme, mit denen LGBTQ+ Menschen nicht nur in Korea immer wieder konfrontiert werden.

Aus dem Koreanischen übersetzt von Lee Ki-Hyang.

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