Jackie Thomae: „Glück“

Rezension von Christiane Hoffmeister in der Kategorie Buchtipps

Buchcover Jackie Thomae "Glück2

Tick Tack, Tick Tack, die Uhr läuft ab.

Nicht nur Marie Claire und Anahita, die beiden Erzählerinnen, empfinden so – es geht wahrscheinlich vielen Frauen so, wenn sie sich dem 40. Lebensjahr nähern und kinderlos sein sollten. Irgendwann ist einfach Schluss. Jedenfalls bei den Frauen. Männer haben es da etwas leichter. „Ich habe versagt. Ich habe mich verzockt. Ich habe es verpennt, verpeilt, verkackt.“ Das sind die Gedanken von Marie Claire, einer erfolgreichen Radiomoderatorin, nachdem ihre Frauenärztin ihr nochmals deutlich gemacht hat, dass sie 25 Jahre Zeit gehabt hätte, ein Kind zu bekommen, aber sich nun langsam der Deadline nähert. Sie hat das Leben genossen, getanzt und gefeiert, und dabei nie den richtigen Mann gefunden. Anahita ist Abgeordnete und in ihrer Partei für Familie, Jugend und Erziehung zuständig. Die ehemalige Lehrerin, die festgestellt hat, dass Kinder nicht wirklich ihr Ding sind, hat andere Ziele – ihr Ziel ist Brüssel. Doch kann das funktionieren? Kann man als Politikerin ohne Kind Karriere machen? Und wie sollte das mit Kind gehen? Angela Merkels Kinderlosigkeit war immer ein Thema, aber nach den Kindern von Olaf Scholz fragt niemand. Ich kann Sie entweder enttäuschen oder beruhigen: ‚Glück‘ ist kein Buch über Geschlechterungerechtigkeit. Vielmehr geht es in Jackie Thomaes Werk darum, herauszufinden, woher der Druck auf Frauen kommt. Machen sie sich diesen selbst, oder wird er von außen auferlegt? Ist Mutterschaft das größte Glück, oder gibt es nicht viele verschiedene Lebenswege? Jackie Thomae spricht ein sehr sensibles Thema an, das immer wieder für enormen Gesprächsbedarf sorgt.

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