Vor dreißig Jahren kam Hüseyin nach Deutschland, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. 30 Jahre lang hat er nur gearbeitet, um sich nun endlich den Traum von einer eigenen Wohnung in Istanbul erfüllen zu können. Doch als er endlich als stolzer Besitzer in seiner Wohnung steht, kommt alles ganz anders. Er erleidet einen Herzinfarkt und stirbt, noch bevor er seine wohlverdiente Rente genießen kann. Zurück lässt er eine Familie, die ihm nun von Deutschland aus zur Beerdigung nach Istanbul hinterher reist. Eine Familie, in der es schon seit Jahren krieselt. In der sich die Beziehungen untereinander vor allem durch eines auszeichnen: Durch das Ungesagte, das ständige Schweigen, die unüberbrückbar scheinenden Meinungsverschieden untereinander. Jedem der Familienmitglieder ist ein Teil dieses Buches gewidmet. Von jedem erfahren wir persönlich, wie er das Leben als Teil einer türkischen Familie in Deutschland erlebt. Von jedem lernen wir die eigene Perspektive auf die Geschehnisse innerhalb der Familie kennen und verstehen. Bis zu dem Punkt, an dem die Familie schließlich unweigerlich in Istanbul aufeinandertrifft.
Fatma Aydemir erzählt mit gewaltiger Durchschlagskraft die Geschichte einer Familie in Deutschland Ende der 90er Jahre. Dabei beweist sie ungemeines Fingerspitzengefühl im Umgang mit ihren doch sehr unterschiedlichen Figuren, und schreibt trotz der zeitlichen Versetzung einen Roman über das Leben im ewigen „Dazwischen“, der aktueller nicht sein könnte. Hüseyins Familie steckt immer irgendwo dazwischen, in Deutschland sind sie die Türken, in der Türkei gelten sie als Deutsche. Ständig finden Sie sich im Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne. Ständig geraten sie aneinander, streiten und lassen doch alles wichtige irgendwie ungesagt. Ein packender, emotionaler Roman über die Lücken in unserem Lebenslauf, über Trauma, das von Generation zu Generation weitergegeben wird und eine Familie, die sich den Geistern ihrer Vergangenheit stellen muss.