Am Silvesterabend verschwinden drei Wärter spurlos aus ihrem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen, das Abendessen steht unangerührt auf dem Tisch, und alle Uhren sind auf derselben Uhrzeit stehen geblieben. Zurück lassen die drei Wärter drei Ehefrauen und die Frage, was ihnen zugestoßen ist.
20 Jahre nach dem unaufgeklärten Verschwinden der Leuchtturmwärter Arthur, Billy und Vincent macht sich ein Autor auf die Suche nach der Wahrheit. Hierzu interviewt er die drei hinterbliebenen Ehefrauen, jede mit ihrer ganz eigenen Version der Geschichte von damals. Gleichzeitig erfahren wir in Rückblenden von den Leuchtturmwärtern selbst, was sich damals in den Tagen vor dem Unglück zugetragen hat. Wir hören von Ehekrisen, Streitigkeiten, belastenden Geschichten aus der Vergangenheit. Wir kommen sowohl den drei hinterbliebenen Frauen, als auch den drei Wärtern emotional unheimlich nahe, dürfen ihnen bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Nach und nach kommt die Wahrheit ans Licht, wie ein Puzzle setzt sich die Geschichte zusammen.
Emma Stonex hat in dieser, von einer wahren Begebenheit inspirierten Geschichte, eine unglaublich tolle, düster-stürmische Atmosphäre geschaffen. Wir fühlen mit den Leuchtturmwärtern die absolute Einsamkeit und Isolation auf einem Leuchtturm mutterseelenallein auf dem unberechenbaren Meer. Lernen, was es heißt, wochenlang mit anderen Menschen auf engstem Raum ohne Rückzugsmöglichkeit eingepfercht zu sein. Das Meer ist dabei so bestimmend und allgegenwärtig, dass es selbst fast zu einem eigenen Charakter wird. Wir erfahren aber auch aus der Perspektive der Frauen, was es bedeutet, auf einmal den Partner zu verlieren und niemals wirklich zu wissen, was mit ihm geschehen ist. Ein absolut atmosphärischer, kluger Roman, der mich bis zur letzten Seite gefesselt hat.
Übersetzt von Eva Kemper