Carmen Maria Machado: Das Archiv der Träume

Rezension von Janina Buschmann in der Kategorie Buchtipps

Augenöffnend, stark, wichtig.

“Das Archiv der Träume” ist Carmen Maria Machados Auseinandersetzung mit toxischen Beziehungen, genauer: Mit toxischen queeren Beziehungen. In einer kaleidoskopartigen Mischung aus autobiographischen Erzählungen und Vergleichen aus der Popkultur zeichnet sie das Porträt ihrer Beziehung zu einer Frau, die sie auf allen Ebenen manipuliert, beschimpft und systematisch erniedrigt. Wie es häufig bei solchen toxischen Beziehungen-ob jetzt queerer oder heterosexueller Natur-der Fall ist, ist es ein ständiges Auf- und Ab der Gefühle. Mal ist Machados Freundin ganz zärtlich, liebevoll und die ganz große Liebe, dann ist sie wieder extrem eifersüchtig, beleidigend, cholerisch. Machado kommt nicht von ihr los, wird immer wieder zurückgezogen zu einem Menschen, von dem man sie als Leser am liebsten wegzerren möchte. Dabei ist die Gewalt, die ihre Freundin ihr antut, fast immer psychischer Natur. Und es stellt sich, wie häufig bei dieser Form der Gewalt, die Frage: Ab wann ist es Gewalt, und wie kann diese überhaupt nachgewiesen werden?

“Das Archiv der Träume” ist ein faszinierender, ganz eigener Roman über toxische Beziehungen, queere Identität und psychische Gewalt. Ein Buch aus der Mitte der queeren Community, aber nicht nur für Menschen, die sich selbst dazu zählen. Es ist die wahre Geschichte einer Beziehung, die aufrüttelt, bewegt und einem die Augen für die Folgen psychischer Gewalt öffnet. Einziges Manko: Wer noch nicht so fit ist in der Terminologie, die im 21 Jahrhundert in der LGBTQ+ Community oder auch generell im Internet genutzt wird, stolpert vielleicht über Wörter wie butch, femme oder gaslighting. Aber es gibt ja bekanntlich Google, und so lernt man auch noch die ein oder andere Vokabel dazu. Unbedingte Leseempfehlung.

Carmen Maria Machado: Das Archiv der Träume in unserem Shop aufrufen