Behzad Karim Khani: „Als wir Schwäne waren“

Rezension von Janina Buschmann in der Kategorie Buchtipps

Buchcover Als wir Schwäne waren

Ein unbequemes, großartiges Buch.

10 Jahre alt ist Reza, als er 1990 mit seiner Familie im Ruhrgebiet ankommt. Aus dem Iran geflohen werden sie hier mit allen anderen, die irgendwie fremd sind in Deutschland, in eine Bochumer Plattenbau Siedlung gesteckt. Hier ist der Ton rau und Reza lernt schnell: Ohne Gewalt gibt es hier keinen Respekt. Auch Rezas Eltern stellen schnell fest: Der Traum von einem besseren Leben erfüllt sich nicht so, wie erhofft. Beide sind eigentlich hochgebildet: Sie ist Soziologin, er Schriftsteller. Doch wenn Bildungsabschlüsse nicht anerkannt werden und das Geld nicht reicht, wird aus dem Schriftsteller, in dessen Muttersprache es 15 verschiedene Begriffe für Stolz gibt, eben notgedrungen ein Taxifahrer. Die Familie kämpft mit der fremden Kultur, und während seine Eltern sich mit den Gegebenheiten irgendwann nahezu apathisch abfinden, wächst in Reza eine Wut, für die er erst Jahre später die Worte findet.

„Als wir Schwäne waren“ hat mich innerhalb weniger Seiten in seinen Bann geschlagen. Behzad Karim Khani findet eine ganz eigene, poetisch raue Sprache, die mit wenigen Sätzen so viel erzählt. Von verschiedenen Kulturen, verletztem Stolz, Schmerz, Ungerechtigkeit. Unbequem hält er Deutschland den Spiegel vor, und so hat mich dieser Roman nicht nur begeistert, sondern auch ordentlich zum Nachdenken gebracht.

Behzad Karim Khani: „Als wir Schwäne waren“ in unserem Shop aufrufen